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Live-Schaltung auf Darmzellen

Live-Schaltung auf Darmzellen

Prof. Timo Rath will mit seiner Professur für Molekulare Endoskopie Patienten schneller in die richtige Therapie bringen

Die Endoskopie hat am Universitätsklinikum Erlangen eine lange Tradition: Seit den 1970er-Jahren wurden wichtige Fortschritte für die Bildgebungsmethode, mit der der Verdauungstrakt ausgeleuchtet und untersucht wird, vor allem in der Hugenottenstadt gemacht. Diese Erfolgsgeschichte wird auch heute noch fortgeschrieben – mit innovativen Forschungsansätzen und patientenorientierten Zielen. Jetzt hat Prof. Timo Rath die Juniorprofessur für Molekulare Endoskopie der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Uni-Klinikums Erlangen angenommen und verfolgt mit seiner Forschung vor allem das Ziel, Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen schneller in die für sie effektivste Therapie zu bringen. Wie das geht? Mit tiefsten Echtzeit-Einblicken und einer guten Portion Farbe.

"Während die herkömmliche Endoskopie, beispielsweise bei einer Magen- oder Darmspiegelung, nur Bilder liefert, wie wir sie auch mit bloßem Auge wahrnehmen könnten, geht die molekulare Endoskopie viel weiter in die Tiefe", erklärt Prof. Rath sein Spezialgebiet. "Mit ihr haben wir die Möglichkeit, die Wirkung eines Medikaments im Darm mittels Fluoreszenzfarbstoffen und eines konfokalen Endomikroskoplasers nicht nur auf molekularer Ebene und mit 1000-facher Vergrößerung zu beobachten, sondern sogar live während der Untersuchung." Die Vorteile des jungen Feldes für den Patienten: "Dadurch, dass wir bei der molekularen Endoskopie Echtzeit-Bilder erhalten, die sonst nur nachträglich per Mikroskop erkennbar sind, ersparen wir dem Patienten die Entnahme einer Gewebeprobe für die Pathologie. Deshalb nennen wir diese Methode auch optische Biopsie. Dadurch sind wir in der Untersuchung auch flexibler, weil wir bei auffälligen Stellen noch 'im Darm' entscheiden können, dass wir sie uns noch genauer ansehen."

Prof. Rath konzentriert sich langfristig vor allem auf die Therapie. "Mithilfe der molekularen Endoskopie können wir sehen, wie gut bestimmte Arzneistoffe vom Darmgewebe angenommen werden. Damit wollen wir in Zukunft die pharmazeutische Behandlung ganz individuell und schneller als bisher an den Patienten anpassen, damit er gleich die für ihn optimale Therapie erhält."

Patienten profitieren schon heute

Bereits jetzt hilft diese Bildgebung bei der Diagnose von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. "Bei Menschen mit Lebensmittelallergien oder ständigen Problemen mit dem Verdauungstrakt kann eine hochauflösende Endoskopie und die konfokale Endomikroskopie Aufschluss über die Ursachen geben", sagt Timo Rath. "Die Patienten erhalten einen Kontraststoff, den wir bei der endomikroskopischen Untersuchung auf Zellebene erkennen können. Tritt der Farbstoff aus den Kapillaren aus, deutet dass auf eine Lücke in der Darmbarriere und damit auf eine chronisch-entzündliche Erkrankung hin.

Ein weiterer Vorteil der innovativen Forschung: Prof. Rath stehen über die enge Zusammenarbeit mit den Endoskopherstellern immer die neuesten und weiterentwickelten Geräte für seine Arbeit zur Verfügung, um eine bestmögliche und hochauflösende Diagnostik von Verdauungserkrankungen zu gewährleisten.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gehören zu den großen Forschungsschwerpunkten der modernen Medizin. Denn obwohl in Deutschland rund 400.000 Menschen erkrankt sind, sind die Ursachen immer noch unzureichend geklärt. Die beiden häufigsten Leiden sind die Colitis ulcerosa und der Morbus Crohn. Bei beiden treten schmerzhafte, wiederkehrende Entzündungsschübe der Darmschleimhaut auf - ohne bisher nachgewiesenen äußeren Anlass oder eine Regelmäßigkeit.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Timo Rath
Telefon: 09131 85-35000
E-Mail: timo.rath(at)uk-erlangen.de