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Immun-Epitheliale Signalwege bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Immun-Epitheliale Signalwege bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Erforschung des Zusammenspiels von Schleimhaut- und Immunzellen im Darm im neuen Sonderforschungsbereich/Transregio 241

Ab Juli 2018 startet an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg der neue Sonderforschungsbereich/Transregio 241 "Immun-Epitheliale Signalwege bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen". Gemeinsam mit der Berliner Charité forschen Erlanger Mediziner des Universitätsklinikums und Biotechnologen daran, das Zusammenspiel von Schleimhaut- und Immunzellen im Darm besser zu verstehen und wirksamere Therapiemethoden bei chronischen Entzündungen zu entwickeln. Für die erste Förderperiode bis 2022 stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft insgesamt 11,5 Millionen Euro bereit, knapp sieben Millionen Euro davon entfallen auf das Uni-Klinikum Erlangen.

CED nehmen zu

Heftige Durchfälle, Bauchschmerzen, Krämpfe - das sind die häufigsten Symptome chronischer entzündlicher Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Rund 400.000 Menschen in Deutschland leiden daran, und ihre Zahl nimmt stetig zu. CED verlaufen zumeist in Schüben, was die Betroffenen in ihrer Lebensqualität und körperlichen Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt. "Trotz des Einsatzes starker Medikamente bleiben chronisch entzündliche Darmerkrankungen schwer therapierbar", sagt Prof. Dr. Christoph Becker, Forschungsleiter der Medizinischen Klinik 1 - Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie am Universitätsklinikum Erlangen der FAU und Sprecher des Sonderforschungsbereichs. "Akute Schübe werden häufig noch mit Cortikosteroiden behandelt, die jedoch nur in einem Teil der Fälle zu einem Abklingen der Beschwerden führen. Viele Patienten müssen verschiedene immunsupressive Substanzen einnehmen." Zudem manifestierten sich oft Begleitkrankheiten wie Arthritis, akute Entzündungen des Fettgewebes und chronische Entzündungen der Gallenwege in der Leber.

Molekulare und zelluläre Mechanismen kaum erforscht

CED sind deshalb so schwer zu therapieren, weil das Zusammenwirken der vielen verschiedenen Zellpopulationen im Darm bislang kaum verstanden wird. "Neuere Befunde zeigen, dass die Darmschleimhaut nicht einfach als physikalische Barriere betrachtet werden kann. Sie ist vielmehr ein hochdynamisches Gewebe, das auf eine Vielzahl von Umweltreizen einschließlich der Darmflora sowie auf lokale oder systemische Signale reagiert", erklärt Christoph Becker. "Das Immunsystem im Darm reguliert die Barrierefunktion der Darmwand und die Zusammensetzung der Darmflora und umgekehrt beeinflusst die Darmbarriere das Immunsystem." Dennoch fehlen Erkenntnisse darüber, wie die Wechselwirkung zwischen Epithel- und Immunzellen die langfristigen zellulären Reaktionen beeinflusst, die bei der Steuerung chronischer Entzündungsprozesse eine Rolle spielen.

Neues Konzept für neue Therapien

Genau hier setzen die Erlanger und Berliner Forscher an: In den kommenden Jahren wollen sie Erkenntnisse über die Regulation und Funktion des Immunsystems im Darm und aktuelle Daten zur anti-mikrobiellen Verteidigung an der Schleimhautbarriere in ein neues Konzept integrieren. Vor allem die Rolle einer fehlgesteuerten Kommunikation zwischen Epithel- und Immunzellen bei der Pathogenese von CED steht im Fokus der einzelnen Projekte. Langfristiges Ziel der Wissenschaftler ist es, Medikamente zu entwickeln, die die Ursachen von Darmentzündungen gezielt bekämpfen und zugleich die Fähigkeit des Immunsystems zur Bekämpfung von Infekten und Krebszellen erhalten. Außerdem wird nach diagnostischen Verfahren gesucht, mit denen das Ansprechen auf Therapien vorhergesagt werden kann - ein Ziel, das nicht nur der schnellen Linderung der Symptome dient, sondern auch zur Senkung der Therapiekosten beitragen soll.

14 Projekte mit Erlanger Beteiligung

Das wissenschaftliche Programm des SFB/TRR 241 gliedert sich in drei Forschungsbereiche: Der Bereich A "Immunregulation intestinaler Barrierefunktionen" umfasst Projekte, in denen die Effekte akuter und chronischer Entzündungen auf Epithelzellen liegt, speziell auf deren Zellhomöostase und barrierebildenden Funktionen. Im Bereich B "Epithel als Regulator von Immunität und Entzündung im Darm" werden die Auswirkungen von Barrierestörungen und Antigentranslokationen auf das mukosale Immunsystem erforscht. Der Projektbereich C "Diagnose und therapeutische Intervention von CED" zielt darauf ab, innovative therapeutische und diagnostische Ansätze zu entwickeln und klinisch zu evaluieren. Der SFB/TRR 241 umfasst insgesamt 22 Projekte, 14 davon in Erlangen oder unter Erlanger Mitwirkung. Beteiligt sind die Medizinische Klinik 1 - Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie, die Medizinische Klinik 3 - Rheumatologie und Immunologie, die Chirurgische Klinik, die Hautklinik sowie das Institut für Medizinische Biotechnologie. Mit den knapp sieben Millionen Euro, die die FAU in den kommenden vier Jahren erhält, werden unter anderem 23 Stellen und neun Stipendien finanziert.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Christoph Becker
Telefon: 09131 85-35886
E-Mail: christoph.becker(at)uk-erlangen.de

Quelle: www.fau.de/2018/06/news/wissenschaft/sieben-millionen-euro-fuer-erforschung-chronischer-darmentzuendungen/